Die Geschichte der Mode: Kleidung früher und heute

Die Geschichte der Mode: Kleidung früher und heute

Niemand kann ohne Zweifel sagen, aus welchem Material die ersten Kleidungsstücke gefertigt waren. Traut man der Geschichte mit Adam und Eva, dann bestand sie womöglich aus Feigenblatt. Wer dagegen glaubt, dass sich die Menschen aus Affen entwickelt haben, wird mit der Antwort, dass man als Erstes ein Fell trug, eher einverstanden sein. Was sich im Laufe der Jahre wenig verändert hat, ist das Material, aus dem unsere Kleidung und somit die Mode besteht. Schon immer trugen wir Naturmaterialien wie Wolle oder Leinen. Doch die Art und Weise, wie wir sie tragen, hat sich ständig verändert.

Die Entwicklung von der Notwendigkeit zu einem Statussymbol

Die drei wichtigsten Grundbedürfnisse des Menschen haben sich im Laufe der Jahre nicht grundlegend geändert. Sie lauten:

  1. Nahrung
  2. Obdach
  3. Bekleidung

Die Bekleidung war am Anfang nichts weiter als ein Schutz vor Umwelteinflüssen wie Regen oder Kälte, die der Träger ohne sie schutzlos ausgeliefert war. Im Laufe der Jahre hat sich die Bekleidung neben ihrer rudimentären Schutzfunktion eine weitere Eigenschaft erhalten: Sie wurde ein Mittel zur Selbstdarstellung.

Doch blicken wir zunächst einmal zurück auf die Anfänge der Kleidung. Vor etwa 130.000 Jahren, als Neandertaler die Welt besiedelten, warfen sie sich unbearbeitete Tierfelle um den Körper, der sie vor der Kälte der Eiszeit schützen sollte. Vor 35.000 Jahren gab es die erste bearbeitete Kleidung der Steinzeit: Aus erlegten Tieren, Baumrinden sowie Pflanzenfasern fertigten die Bewohner unseres Planeten Kleidung an. Zur selben Zeit entstanden bereits erste Zeichen der Selbstdarstellung: Kleidung wurde in bestimmten Farben, Formen und Muster hergestellt. Selbst Körperbedeckungen dienten mehr als nur dem Schutz des Körpers. Historiker sind davon überzeugt, dass ein schönes Fell eine Art Auszeichnung oder Schmuck darstellte. Folglich signalisierte Kleidung etwas über die Stellung, die jemand in der Gesellschaft hatte.

Die Bedeutung der Farben bezüglich der Kleidung und Mode

Sobald heute neue Modekollektionen erscheinen, ist die Frage nach der aktuellsten Trendfarbe fast schon selbstverständlich. Ob smaragdgrün oder himmelsblau – Farben bestimmen Modetrends. Nicht nur das, Farben sind heutzutage so wichtig, dass sie sogar zu bestimmten Gelegenheiten getragen werden. Schwarz, grau und dunkelblau zum Beispiel gelten als klassische Farben für formelle Anlässe.

Nicht immer wurden Farben so sehr mit Anlässen verbunden. Einst waren Farben nicht nur eine Möglichkeit, seinen Geschmack zu zeigen, sondern auch, den Rang und die Stellung des Trägers kenntlich zu machen. Bestimmte Farben waren sogar in Kleiderordnungen festgeschrieben. Rot und weiß zum Beispiel waren in der Antike der Oberschicht vorbehalten. Weiß war und ist auch heute noch ein Zeichen der Reinheit, Rot hingegen steht für Reichtum und Macht. Bauern, Sklaven sowie andere Personen der unteren Schicht wagten es nicht, sich diesen Farben zu bedienen – ganz abgesehen davon, dass sie sich das Material für diese Farben nicht leisten konnten.

Niedere Stände kleideten sich größtenteils in braun oder grau. Mit diesen Farben waren sie unauffällig, die Erd- und Schmutzfarben spiegelten aber auch ihre Minderwertigkeit wider. Auch die Farbe gelb war im Laufe der Geschichte mit einem Makel belegt. Sie war in der Antike den Dirnen vorbehalten. Auch in den folgenden Jahrhunderten war die Farbe Gelb ein Ausdruck unehrenhafter Handwerke, zum Beispiel dem des Scharfrichters.

Mode in der Antike

Mode in der Antike
Mode in der Antike

Auch wenn sich heute niemand nackt auf die Straße wagen würde, galt Nacktheit im Alten Ägypten nicht als anstößig und wurde auch nicht wie in den späteren Jahrtausenden verpönt. Zu jener Zeit war Kleidung ein Luxus. Adlige konnten sich mit der Beschaffenheit der Materialien ihrer Kleidung von der bürgerlichen Gesellschaft abheben. Im Alten Ägypten waren die Menschen aber auch aufgrund der milden Klimabedingungen eher spärlich bekleidet. Die Kleidung wurde in der Regel aus Leinen hergestellt und war sehr leicht. Männer trugen meist einen waden- oder knielangen Schurz. Die höhere Schicht ergänzte dieses Gewand mit einer Tunika. Sklaven und Palastdienerinnen waren fast nackt. Letztere zierten meist nur Perlenschnüren um den Bauch.

In der griechischen Antike setzte sich die Tunika, ein unmittelbar auf dem Körper getragenes Kleidungsstück, durch. Die damalige Tunika hat übrigens wenig mit dem heutigen Kleidungsstück, welches eher ein Accessoire ist und über der Kleidung getragen wird, gemeinsam. Der Vorteil einer Tunika war es, dass sie preislich akzeptabel war und sie jeder nach seinem Geschmack tragen konnte. Gegen Ende des Römischen Reiches herrschten bereits einige strenge Vorschriften, welche Kleidung erlaubt war und wie man sie tragen musste. Bereits damals musste sich das untere Volk modisch an den Königshäusern orientieren.

Die Wichtigkeit von Körperschmuck

Die von Frauen getragenen, bodenlangen Gewänder ließen die Brüste frei und wurden von zwei an den Schultern befestigten Bändern gehalten. Lediglich in Adelskreisen wurde der obere Brustteil von einem zusätzlichen Umhang beziehungsweise einem kragengroßen Collier bedeckt.

Beide Geschlechter rasierten sich meist die Köpfe und trugen zu festlichen Anlässen aus menschlichem Haar, Palmfasern oder Flachs geflochtene Perücken, welche mit Bienenwachs fixiert wurden. Perücken waren zu dieser Zeit nicht nur ein Schmuck, sondern auch ein Statussymbol.

Individualität bei Römern und Griechen

Römische Kleidung
Römische Kleidung

Rom und Griechenland übernahmen ab 1.200 v.Chr. die Führung im Bereich der Mode. Handel und Handwerk waren hier dem Rest Europas weit überlegen. In beiden Regionen war die Mode ein Merkmal, die Armen von den Reichen und somit die Unfreien von den Freien zu unterscheiden. Die Menschen im antiken Griechenland trugen bis 323 bis 30 v.Chr. Kleidungsstücken aus drapierten Stoffbahnen. Auch wenn sie für Laien nicht voneinander zu unterscheiden sind, gibt es große Unterschiede in der Art und Weise, wie die Kleidung von reichen und armen Griechen gewickelt wurde.

Eine strenge Kleiderverordnung

Die römische Kleidung wurde zum Standard im Mittelmeerraum. Man trug die von der griechischen Kleidung beeinflusste Tunika und Toga. Praktisch jeder trug in Rom eine Tunika aus Leinen oder Wolle, lediglich die Längen waren verschieden. Die Toga blieb den Herren in Rom vorbehalten, die das römische Bürgerrecht besaßen, und war ein Kleidungsstück für wichtige Anlässe. Das Anlegen der Toga unterlag strenger Vorschriften, da es Sklaven und Nichtrömern von den römischen Bürgern unterschied.

Das Königshaus als Modevorbild

Wie zuvor erwähnt, waren die Königshäuser der Antike ein Modevorbild. 330 n.Chr. wurde Byzanz, das heutige Istanbul, von Kaiser Konstantin zur Hauptstadt des Römischen Reiches ernannt. Zu jener Zeit gab das byzantinische Königshaus den Ton in der Mode an. Kaiserin Theodora nutzte jede Gelegenheit, um mit ihrer Erscheinung Aufsehen zu erregen.

Mode im Mittelalter

Um 600 n.Chr. war der Übergang von der Antike zum Mittelalter im vollen Umgange. Im Zuge dessen veränderte sich nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Mode. Mit der zunehmenden Bedeutung der Kirche folgte auch die Forderung, den Körper zu verhüllen. Antike Gewänder wurden dieser Forderung nicht recht. Folglich wurden Ärmel und Hosenbeine länger. Gleichzeitig etablierten sich Hemden und Untergewänder.

Verbote und Gebote im Mittelalter

Zu Zeiten der Minnesänger stand die Männermode jener der Damen in nichts nach, denn auch sie war ausgesprochen prächtig. Männer und Frauen von Stand trugen eine aufwendig verzierte Tunika in Kombination mit einem ärmellosen Surcot. Leider sind aus dieser Jahreszeit nur wenige Kleidungsstücke erhalten geblieben, sodass man die Mode größtenteils anhand von Gemälden rekonstruieren muss. Diese waren zu diesem Zeitpunkt (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts) nicht sonderlich detailliert.

Das bürgerliche Volk trug weiterhin einen knielangen Kittel. Abseits der Oberbekleidung schenkte man auch dem Schuhwerk viel Aufmerksamkeit in puncto Verbot und Gebot. Die mit Moos oder Baumwolle ausgestopften Schnabelschuhe mussten für jede Gesellschaftsschicht unterschiedliche Maße besitzen. Im Laufe der Jahre wurden diese Schuhe für Herren immer länger – bis zu 46 Zentimeter lang. Aus diesem Trend entwickelte sich auch das Sprichwort »auf großem Fuß leben«.

Alte und neue Trends konnten sich durchsetzen

Mitte des 14. Jahrhunderts kam der Vollbart langsam in Mode. Alternativ rasierten sich die Männer komplett. Als Schuhwerk dienten weiterhin die bekannten Schnabelschuhe in Kombination mit langen Strümpfen. Der Oberkörper wurde von der sogenannten Schecke, einer bis auf Schritthöhe kurzen Jacke, geziert. Sie entsprach dem französischen Pourpoint und schrumpfte im Laufe der Jahre zu einer knappen Ärmeljacke. Ebenfalls üblich war eine Kopfbedeckung aus Leinen, zum Beispiel die Bundhaube.

Auch die Damen begannen damit, ihre Haare zu bedecken. Im Laufe der Jahre wurden unterschiedliche Kopfbedeckungen entwickelt, vom simplen Schleier (Gebende) bis hin zum Hennin, einer kegelförmigen Haube. Die am Hof von Burgund entstandene, aufwendige Mode sollte im Zeitalter des Feudalismus die Privilegien und Macht des Adels widerspiegeln.

Mode in der Renaissance

Mode der Renaissance
Mode der Renaissance

Zwischen 1450 und 1500 folgte der Übergang vom Mittelalter hin zur Neuzeit. Ereignisse wie die Erfindung des Buchdrucks, der Humanismus, die Herausbildung von europäischen Nationalstaaten aber auch die Entdeckung des amerikanischen Kontinents beeinflussten maßgebend diese Zeit.

Der Burgundische Hof

Am Anfang des 15. Jahrhunderts folgte die Mode dem Burgundischen Hof, welcher sich zur führenden Kraft in Europa entwickelte. Als Seitenzwei des Königshauses Valois besaß das Haus Burgund zahlreiche Territorien und sorgte mit seiner Macht für modische Impulse. Einer davon war die schlanke Erscheinung der Männer: Sie trugen kurze Jacken (Schecken), Strumpfhosen sowie lange Mantelröcke. Nach dem Tod der letzten Erbtochter Maria wurde nicht nur das Haus Burgund ausgelöscht, sondern auch seine Stellung als Modevorbild in Europa.

Das italienische Vorbild

Die Ablösung folgte in der Renaissance (15. bis 16. Jahrhundert) durch Italien. Städte wie Florenz, Venedig und Mailand entwickelten sich zu wichtige Regionen für den Handel. Dies sorgte dafür, dass ganz Europa der italienischen Mode folgte.

Experimentierfreudige Herren

Im 16. Jahrhundert gingen die nennenswerten modischen Veränderungen von den Herren der Schöpfung aus. So entstand aus dem Latz der Männerhosen der Schamkapsel, aber auch die Schaube. Letztere hatte weite, lange Ärmel und einen großen Kragen im Rücken, Koller genannt.

Die Damen trugen hingegen eine Schaube, die bis zu den Füßen reichte. Das klassische Kleid wurde zweigeteilt, in Mieder und Rock. Während Männer generell von geschlitzten Kleidungsstücken begeistert waren, waren bei den Damen geschlitzte Ärmel in Mode. Erstmals entwickelte sich auch eine Mode von der sozialen Unterschicht: Kleidung war phantasievoll, bunt und prahlerisch.

Mode im Barock und Rokoko

Die Franzosen übernahmen die modische Führung in Europa nach dem 30-jährigen Krieg zwischen 1618 und 1648. Ludwig XIV regierte von 1651 bis 1715 und bildete als absoluter Herrscher das Vorbild für praktisch alle Höfe in Europa. Auch in Deutschland bemühte man sich, das Verhalten der Franzosen nachzuahmen – und das wiederum übte sich auf die damalige Mode aus.

Charakteristisch für das Barock- und Rokoko-Zeitalter (17. und 18. Jahrhundert) war die Annäherung der Frauen- und Männermode. In diesem Artikel möchten wir allerdings nicht näher auf dieses Zeitalter eingehen, da wir es hier bereits ausführlich behandelt haben.

Mode vom 19. Jahrhundert bis heute

Die industrielle Revolution in England Mitte des 18. Jahrhunderts hatte eine gesellschaftliche Umschichtung zur Folge. Soziale und wirtschaftliche Verhältnisse sowie die Lebensumstände und Arbeitsbedingungen veränderten sich angetrieben von dem Zeitalter der Maschinen dauerhaft. Diese Entwicklung wirkte sich direkt auf die Mode aus.

Die Zeit des Gentleman

Das frühe 19. Jahrhundert war die Geburt des Dandy. George Bryan Brummel behauptete, täglich fünf Stunden seiner Zeit zum Anziehen aufzuopfern. Beau Brummel, wie man ihn noch nannte, trug ausschließlich schöne Halstücher und elegante Kleidung. Sein gepflegter Stil fand zahlreiche Anhänger. Für Dandys war ihre Eleganz zwar ein Lebenszweck, er blieb aber weitestgehend unauffällig. Sie kannten die besten Schneider der Stadt, die aus den hochwertigsten Stoffen mit perfekten Schnitten unvergleichbare Kleidung herstellten. Passend zum eleganten Kleidungsstil benahmen sich Dandys natürlich auch einwandfrei.

Die Bedeutung von Mode und Kleidung heute

Kleidung hatte Jahrhunderte lang eine Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gesellschaftslicht. Erst mit dem 18. Jahrhundert und der industriellen Revolution verlor dieser Status an Bedeutung. Auch wenn es heute in vielen Kulturen weiterhin traditionelle Trachten gibt und in einigen Regionen der Erde die Kleidung immer noch den sozialen Status darstellt, ist dies zu einer Ausnahme geworden. In der modernen Welt trägt man die Kleidung, die dem eigenen Geschmack entspricht. Dennoch gibt es einige Kleidungsregeln, auch wenn sie nicht legal definiert sind. Bestes Beispiel ist das Outfit für ein Bewerbungsgespräch, welches formell und professionell wirken muss. Aber auch im Beruf gibt es einige Regeln, so trägt der Arzt einen Kittel und der Pilot eine schicke Uniform. Auf der anderen Seite folgt die Alltagskleidung häufig jährlichen Trends, die immer wieder aufs Neue wechseln und zum Teil Jahre später zurückkehren.

Wie aus diesem Artikel sichtbar wird, hat die Mode eine lange Geschichte hinter sich. Einige Eigenschaften konnten sich in unsere Neuzeit retten, andere bleiben für immer verloren.

Artikelbild: © iurii / Shutterstock
Mode in der Antike: © Olena Brodetska / Shutterstock
Römische Kleidung: © anekoho / Shutterstock
Mode der Renaissance: © conde / Shutterstock

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